Sektionsgeschichte
sorry in German only.
zusammengestellt von Hartmut Lichtenthaler, Karlsruhe, im August und Dezember 2017
Die Sektion Pflanzenphysiologie der DBG wurde, im Zusammenhang mit der im Juli 1978 in Edinburgh erfolgten Gründung der europäischen Föderation der Pflanzenphysiologen (Federation of European Societies of Plant Physiology, FESPP), dann im September 1978 auf der Botanikertagung in Marburg von den deutschen Pflanzenphysiologen, alles Mitglieder der Deutschen Botanischen Gesellschaft (DBG), offiziell gegründet. Damals wurden Ulrich Lüttge, Darmstadt, zum Sektionsvorsitzenden gewählt und Hartmut Lichtenthaler, Karlsruhe, zu seinem Stellvertreter.
Die Entwicklungen bis zur offiziellen Gründung der Sektion 1978
Jedoch gab es bereits vor der offiziellen Gründung der Sektion seit etwa 1973 um Hubert Ziegler (1925 – 2009), München, einen Kreis interessierter, meist jüngerer deutscher Pflanzenphysiologen, alles Mitglieder der Deutschen Botanischen Gesellschaft, die sich für enge Zusammenarbeit und wissenschaftlichen Austausch mit den europäischen Kollegen, für gemeinsame europäische Tagungen und die Gründung einer Föderation der europäischen Pflanzenphysiologen einsetzten. Eine ganze Reihe davon waren in den 1960iger Jahren Postdocs in USA und hatten dort auf den jährlichen Tagungen der American Society of Plant Physiology, ASPP, die großen Vorteile eines regelmäßigen wissenschaftlichen Austausches für die eigene Forschung kennengelernt. Sie hielten Kontakt zu jenen europäischen Pflanzenphysiologen, die sie in USA kennengelernt hatten. Andere deutsche Pflanzenphysiologen hatten bereits Zusammenarbeit und gute Kontakte mit einzelnen Kollegen in anderen europäischen Ländern. Das gemeinsame Anliegen aller war, ein europäisches Äquivalent zur ASPP in USA zu schaffen und den regelmäßigen wissenschaftlichen Austausch in Europa zu fördern.
Solche Ideen gab es auch in anderen europäischen Ländern. Ein ganz starker Promotor war Paul-Émile Pilet, Lausanne, seit 1970 General-Sekretär der International Association of Plant Physiologists (IAPP). Das Anliegen der IAPP war es, weltweit die Forschung in Pflanzenphysiologie mit modernen Methoden zu stimulieren und die internationale Zusammenarbeit unter den Pflanzenphysiologen durch Tagungen und Workshops zu fördern. P.-É. Pilet besuchte viele pflanzenphysiologische Tagungen in verschiedenen europäischen Ländern und warb für seine Idee der creation of a European association of plant physiologists who could counterbalance our American colleagues‘ influence, wie er selbst schrieb. Er hatte schon früh Kontakt mit Hubert Ziegler, Hartmut Lichtenthaler und anderen deutschen Kollegen. Mit finanzieller Unterstützung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und die International Union of Biological Sciences (IUBS) gelang es schließlich im September 1974 in Würzburg, parallel zur Tagung der DBG, das erste europäische IAPP-Treffen zu organisieren. P.-É. Pilet wurde hierbei unterstützt von Hubert Ziegler (München), Kurt Egle (Frankfurt) und den Würzburger Kollegen W. Simonis, O.L. Lange, F.C. Czygan. Dieses erste ‚IAPP meeting‘ in Würzburg, auf dem in vier Sessions Kurzvorträge in englischer Sprache gehalten wurden mit Teilnehmern aus 12, meist europäischen Ländern, war ein entscheidender Schritt für die vier Jahre später erfolgte Gründung der FESPP. Auf Anregung von P.-É. Pilet und Hubert Ziegler trafen wir uns dort zu einem informellen Gespräch, an dem zwar nur 25 Kollegen, davon die Hälfte deutsche Kollegen, teilnahmen, um die Möglichkeiten künftiger gemeinsamer europäischer Tagungen und die Schaffung eines Dachverbandes der europäischen Pflanzenphysiologen auszuloten. Das Interesse unter den Teilnehmern war sehr groß, es herrschte eine richtige Aufbruchsstimmung.
Ein weiterer ganz entscheidender Impuls für die Schaffung einer europäischen Föderation der Pflanzenphysiologen kam um 1973/1974 von einem Komitee der West European Science Research Councils (ESRC), das eine stärkere Kooperation zwischen den wissenschaftlichen Institutionen der Forschungsförderung in Europa , so dem CNRS in Frankreich, der DFG in Deutschland, dem Schwedischen Research Council SNF und jenen einiger anderer Länder hinsichtlich der künftigen Förderung experimenteller pflanzenphysiologischer Forschung wünschte. Die ESRC setzte eine ad hoc Gruppe ein, die auch die rationalization of scientific publication in Europe untersuchen sollte, der u.a. Alexis Moyse (Frankreich), Kurt Egle (Deutschland), Andres Kylin (Schweden) angehörten. Hubert Ziegler hatte schon zuvor im Herbst 1973 mit Anders Kylin seine Idee der Bildung einer europäischen Föderation der Pflanzen-physiologen und der gleichzeitigen Schaffung eines gemeinsamen europäischen Journals für Pflanzenphysiologie diskutiert. Nach dem ersten Treffen der ESRC ad hoc Gruppe am 7. Oktober 1974 in Kopenhagen, folgte bereits am 18. Oktober 1974 das zweite Treffen der ESRC ad hoc Gruppe mit erweitertem Teilnehmerkreis.
Nach eingehenden Besprechungen mit Herausgebern und Verlagen verschiedener europäischer pflanzenphysiologischer Zeitschriften folgte schon am 26. Februar 1975 in Ronneby Brunn, Schweden, das nächste Treffen der ESRC ad hoc Gruppe, zu dem auch Vertreter der meisten europäischen pflanzenphysiologischen und botanischen Gesellschaften eingeladen waren. Dort verständigte man sich auf die Schaffung einer Federation of European Societies of Plant Physiology, FESPP, mit den von H. Ziegler vorgeschlagenen Statuten, die jenen der bereits etablierten FEBS (Federation of European Biochemical Societies) ähnelten. Es wurde auch die Schaffung eines tri-lingual European Journal for Plant Physiology beschlossen, das durch Verschmelzung aus den drei Journals Physiologia Plantarum, Journal of Experimental Botany und Physiologie Végétale hervorgehen könnte. Diese Beschlüsse wurden auf einer erweiterten ESRC Conference in Paris am 20. Mai 1975 bestätigt und die nationalen europäischen Gesellschaften informiert. Beim Internationalen Botanikerkongress in Leningrad haben am 9. Juli 1975 P.-É. Pilet und H. Ziegler, in Abstimmung mit dem Vorsitzenden der russischen Pflanzenphysiologen, Valentin Kefeli (Moskau), zu einem informellen IAPP Treffen eingeladen, an dem auch die Vertreter mehrerer osteuropäischer botanischer bzw. pflanzenphysiologischer Gesellschaften teilnahmen.
Ich erinnere mich sehr gut an dieses Treffen, bei dem die Teilnehmer unanimously agreed that a Federation of European Societies of Plant Physiology (FESPP) should be created as soon as possible. Beim nächsten Treffen der ESRC ad hoc Gruppe am 14. November 1975 mit Pflanzenphysiologen aus 10 europäischen Ländern wurde die Schaffung einer Interim Federation of European Societies of Plant Physiology beschlossen mit Charles P. Wittingham (London) als President, Hubert Ziegler als Secretary General und Henk Veen (Wageningen) als Treasurer. Nach Information aller, auch der osteuropäischen Gesellschaften, wurde am 4. bis 5. Februar 1977 in Wien die Interim FESPP offiziell beschlossen. Die Versammlung war nach dem politisch gesehen „neutralen Wien“ einberufen worden, damit auch die Vertreter der osteuropäischen Länder teilnehmen konnten. Die Interim-FESPP hat dann die offizielle Gründung der FESPP auf dem 1. FESPP Kongress in Edinburgh vorbereitet, der dort vom 10. bis 12. Juli 1978 stattfand.